Hans-Thies Lehmann erortert, dass die akademische Debatte uber Wert und Inhalt der Begriffe postdramatisch und Postdramatik ins Leere lauft, wenn verkannt wird, dass der erste sich auf Formen des Theaters, der zweite sich v.a. auf Textformen bezieht. Er argumentiert, dass - soweit die gegenwartige Textproduktion Rede steht - eine literarische Analyse verlangt ist, die Logik, Aufbau und Strukturierung des Theatertextes nicht von umfassenden ausserlichen Bestimmungen und Zuschreibungen herleitet, sondern produktionsasthetisch aus der immanenten Dynamik des Sprachmaterials und dem Prozess des Schreibens. Dagegen wurde eine Theaterwissenschaft, die die komplexe Dramaturgie der Worter vernachlassigt, die mit solcher Ausblendung erkaufte Verabsolutierung des Performativen mit einer zerstorerischen Verflachung ihres Gegenstands bezahlen.